Laut Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nimmt der Antisemitismus schockierende Ausmaße an. Jüdische Mitbürger würden ihn fragen, ob sie wieder die Koffer packen müssten. Jüdische Mitbürger würden bedroht und es habe bereits Übergriffe auf Synagogen gegeben.
Dieter Graumann vermisst eine Welle der Sympathie der deutschen Zivilgesellschaft den Juden gegenüber. Die politische Elite dagegen verhalte sich vorbildlich, sowie auch die Medien.
Kehrt der Antisemitsimus wirklich in erschreckender Form zurück oder werden wenige antisemitische Demonstrationen dazu genutzt, mit Übertreibungen neue Schuldgefühle zu wecken? Wird Antisemitismus gar bewußt mit der Kritik an Israel’s Kriegstreiben in Gaza gleichgesetzt?
Diese beiden Fragen beantworte ich für mich jeweils mit einem JA. Warum? Zum einen habe ich das Gefühl, dass der Zentralrat der Juden – in Person Dieter Graumann – die Opferrolle der Juden weiterhin pflegt. Und damit auch die Täterrolle der Nichtjuden. Das Handeln der Nationalsozialisten darf nicht vergessen werden, aber die derzeitigen Generationen kennen die grausamen Vorkommnisse “nur” aus Geschichtsbüchern und bei Interesse aus Dokumentationen. Sie haben noch nicht einmal passiv mit den Geschehnissen zu tun. Es wird also eine generationsübergreifende Sippenhaft gepflegt.
Anstatt anzuerkennen, dass die heutigen Generationen mit den Greueltaten nichts zu tun haben, scheint der Zentralrat der Juden sehr bedacht darauf zu sein, den Nachkommen zu suggerieren, latent das Potential zur Wiederholung der Geschichte in sich zu tragen! SO macht man sich sicherlich keine Freunde. Eine Freundschaft basiert nämlich auf gegenseitigem Respekt. Schuldgefühle können keine Basis sein. Das zeigt auch schon das Märchen der Gebr. Grimm “Von dem Fischer und seiner Frau“. Presst man zuviel aus jemandem heraus aus Gründen der Dankbarkeit/Schuldgefühle/Verpflichtung, so kehrt sich dies ins Gegenteil um.
Herr Graumann definiert als aktuellen Aufhänger für den Antisemitismus den Konflikt in Gaza. Hier sei in der Tat richtiggestellt, dass nicht pauschal die Juden den Konflikt vorantreiben, sondern der Staat Israel. Da der Staat Israel grundsätzlich für die Juden gegründet wurde, wäre es sinnvoll, eine klare Abgrenzung zwischen Jude und Israeli zu ziehen, da das Judentum “nur” eine religiöse Ausrichtung ist. Diese Aufgabe fiele allerdings dem Zentralrat der Juden zu. Aufklären statt Anklagen! Im Gegenteil gießt er sogar noch Öl ins Feuer mit der Aussage, “In unseren Herzen sind wir bei den Menschen in Israel, und wenn Israel in der Existenz bedroht, beschossen und ungerecht behandelt wird, dann erwacht unser Beschützerinstinkt. Aber das darf doch nicht dazu führen, dass man uns als Juden hier mit Hetze, Hass und Häme verfolgt.”
Einerseits möchte Herr Graumann eine Differenzierung zwischen Juden und Israelis, anderseits scheint er das Handeln Israels im Nahostkonflikt für legitim zu erachten – so auch der Großteil der jüdischen Gemeinde. Kritisiere ich nun sein Denken, bin ich dann bereits ein Antisemit? Wird der Antisemitismus dazu benutzt, den Nichtjuden in seiner Meinungsfreiheit zu beschneiden, da er befürchten muss, als Antisemit klassifiziert zu werden?
Ich selbst bin ganz sicher kein Antisemit. Und ich lasse mir auch nicht den Stempel als solchen aufdrücken, wenn ich Kritik am Nahostkonflikt und damit insbesondere an Israel übe. Dass Demonstrationen unterwandert werden von tatsächlich antisemitischen Personen, wird sich nicht verhindern lassen. Das sollte eine gesunde Demokratie jedoch aushalten können; ebenso, wie eine offene und ehrliche Freundschaft, die auf Respekt und gegenseitiger Achtung basiert und nicht auf das permanente Einreden von Schuld- und Pflichtgefühlen.
Aber auch hier darf man natürlich nicht pauschal urteilen. Es gibt durchaus Juden, die dem Handeln Israels kritisch gegenüber stehen und auch differenzerien zwischen Antisemitismus und Kritik am Staate Israels. Es gibt derer sicherlich noch viel mehr! Statt Anklage wäre ein Dialog sinnvoll!
So z.B.
oder auch